Reiner Wein Podcast aus Wien Gast Mathias Bröckers (Foto: M. Bröckers)

Mythos 9/11

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Lesezeit:5 Minute, 24 Sekunde

Mathias Bröckers ist Gast beim politischen Podcast ‚Reiner Wein‘. In seinem neuen Buch „Mythos 9/11“ setzt sich der Publizist mit den Ereignissen und Hintergründen des Jahrhundertverbrechens auseinander.

Mythos 9/11 – Mathias Bröckers | Reiner Wein Interview (Quelle: Idealism Prevails/YouTube)

Der Terror und der Kreuzzug

Die offizielle Version stand schon kurz nach den Anschlägen fest: Selbstmordattentäter der islamistischen Terrororganisation Al-Qaida kaperten vier Passagierflugzeuge, um sie als Waffe zu benutzen. Eines wurde in den Nordturm und ein anderes in den Südturm der Twin Towers des World Trade Centers in New York City gesteuert. Das dritte Flugzeug wurde auf das US-Verteidigungsministerium gestürzt. Die vierte Maschine, dessen Ziel unklar ist, stürzte auf das Gelände einer verlassenen Kohlengrube. Rund 3000 Menschen wurden bei den Anschlägen getötet. Und Osama bin Laden, der Gründer und Anführer von Al-Qaida, hat alles geplant.

US-Präsident George W. Bush verkündete in einer Rede am 16. September 2001 den „War on Terror“, den er zum „Kreuzzug“ erhob: „This crusade, this war on terrorism is going to take a while.“

Viele Frage sind bis heute offen oder nicht ausreichend beantwortet, sagt Bröckers. Vor keinem Gericht der Welt würde die Geschichte bestand haben, dass mit Messern bewaffnete Flugzeugentführer, koordiniert von Osama bin Laden aus einer Höhle in Afghanistan, diese Anschläge in Eigenregie verübten.

Gunther Sosna, Gastgeber, Reiner Wein Politischer Podcast aus Wien

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Auch sei die Identität der 19 Entführer bis heute nicht geklärt; dass die meisterhaft geplanten Anschläge von Menschen ausgeführt wurden, die zahlreiche mehr als plumpe Spuren hinterlassen hätten, sei auch nicht besonders glaubhaft. Doch niemand hätte damals die Erzählung rund um Osama bin Laden, die schon wenige Stunden nach dem Anschlag durch die Medien geisterte, hinterfragt.

Für Bröckers wurde der Mythos 9/11 wenig überraschend zum Dauerthema. Zum Job eines Journalisten gehört es ganz selbstverständlich, unangenehme Fragen zu stellen, um Zweifel auszuräumen und dem nahezukommen, was gemeinhin “Wahrheit” genannt wird. Er veröffentlichte im Online-Magazin “Telepolis” eine Beitragsserie über 9/11, die auf 60 Teile anwuchs und als Buch erschien – es wurde zum Bestseller. Er selbst aber wurde für seine Recherchen und vor allem seinen Zweifeln am offiziellen Narrativ massiv kritisiert.

Die September-Lüge und das Waterboarding

Anstatt ihrem Geschäft gerecht zu werden und kritische Fragen zu stellen, meint Bröckers, hätten sich die deutschen Medien der Denunziation der Kritiker gewidmet. Im Nachrichtenmagazin Spiegel erschien 2002 zum Beispiel der Artikel „Die September-Lüge“, eine Art Versuch, jeden Zweifel und jeden Zweifler am geltenden Narrativ in das Eck der Verschwörungstheoretiker zu schieben.

Nach 9/11 wurden die Grundregeln des Journalismus vollständig über Bord geworfen. Als Skeptiker verlor man nicht selten seinen Arbeitsplatz, wurde massiv unter Druck gesetzt oder daran gehindert, seine Recherchen zu publizieren. Im Zwiegespräch mit Kollegen, sagt Bröckers, wurde ihm oft recht gegeben – aus Angst vor Repressalien traute sich aber offensichtlich kaum einer, in die Öffentlichkeit zu treten und zu sagen oder zu schreiben, das Zweifel bestehen.

Da der Kronzeuge der Anklage 182-mal mit Waterboarding gefoltert wurde, sei dessen Aussage, Osama bin Laden würde hinter den Anschlägen stecken, wenig glaubwürdig: Nach so einer Folter sagt jeder, was der Folterer hören will.

Der Kommission, die eingesetzt wurde, um die Vorfälle rund um den Anschlag zu untersuchen, wurde die Befragung ebendieses Kronzeugen verwehrt. Auch die Verhörer durften nicht zur Aussage vorgeladen werden. Dementsprechend ist der aus dieser “Untersuchung” entstandene 9/11 Report nicht mehr als eine große Erzählung. Kritiker würden wie üblich als Verschwörungstheoretiker bezeichnet. Auch nach 20 Jahren, so formuliert es Bröckers sinngemäß, sei keine neutrale Untersuchung der damaligen Ereignisse in Sicht.

Mythos 9/11, Mord an Kennedy und Mafiastaat

Historisch betrachtet sei der „War on Terror“ nur der vorläufige Endpunkt einer militärischen Aggressivität und Regime-Change-Politik der USA und ihrer Verbündeten, die nach dem 2. Weltkrieg begann und bis heute anhält. Die Ermordung von John F. Kennedy, der die USA aus Kriegen heraushalten wollte, ist dabei ein zentrales Ereignis, auf das Bröckers im Verlauf des Gesprächs eingeht.

Seit dem Afghanistankrieg hätte sich der Westen regelmäßig islamistischer Extremisten bedient, bis hin zum Aufbau des Islamischen Staates. Das Ergebnis dieser Strategie ist überall gleich: verbrannte Erde und zivilisatorische Rückschritte bis ins Mittelalter: In Libyen gibt es wieder Sklavenmärkte – im Jahr 2021.

Dass sich Regierungen jeder Couleur und natürlich auch westliche Demokratien nicht scheuen, mit übelsten Verbrecherorganisationen zusammenzuarbeiten, um geostrategische und wirtschaftliche Interessen durchzusetzen, ist nicht neu. Dabei wird über Leichen gegangen – und oft genug sind es jene der sogenannten eigenen Bevölkerung.

Der beispielsweise vom US-Geheimdienst CIA geförderte Drogenhandel, ob nun im Goldenen Dreieck oder in Afghanistan, der nicht nur die US-amerikanische Bevölkerung vergiftet und umbringt, ist eine Nuance staatlich-organisierter Kriminalität, außer, Geheimdienste sind Teil eines anderen Staates im Staat.

Die Übernahme staatlicher Strukturen mit Hilfe von Lobbyisten und Korruption, die bis in die höchsten politischen Kreise reicht, quasi eine Form der Organisierten Kriminalität aus der “sauberen” Wirtschaft heraus, eben nur begrifflich verharmlost, ruft den Begriff „Mafiastaat“ auf den Plan. Das riesige Geschäft mit Waffen, dass mittlerweile ein Volumen von fast 2000 Milliarden US-Dollar pro Jahr erreicht, und die daraus notwendig erwachsenden Konflikte und Gewaltmärkte, die unternehmerischen Gewinner des „War on Terror“ und die Kooperation von Demokratien mit Extremisten, Gangs und Verbrecherorganisationen sind weitere Inhalte des Gespräches mit Mathias Bröckers.

Informationen zum Buch

Matthias Broecker Mythos 9 11 Cover Westend Verlag

Mythos 9/11

Die Bilanz des Jahrhundertverbrechens – 20 Jahre danach

Autor: Mathias Bröckers
Genre: Sachbuch
Sprache: Deutsch
Seiten: 144
Veröffentlichung: 2021
Verlag: Westend Verlag
ISBN: 9978-3-86489-325-4

Über unseren Gast

Reiner Wein Gast Mathias Bröckers Foto M. Bröckers

Mathias Bröckers (Jahrgang 1954) ist Journalist, Mitbegründer der taz und Autor. Mehrere seiner Sachbücher wurden Bestseller. Bröckers studierte in Berlin Deutsch und Politik. Er arbeitete als Taxi-Fahrer, war an der Gründung der „Kreuzberger Taxigenossenschaft“ und 1978 an der Gründung der taz beteiligt. Ab 1980 arbeitete er als Kulturredakteur und Kolumnist für das Blatt. Seit 2001 beschäftigt er sich journalistisch mit 9/11. Im Online-Magazin „Telepolis“ veröffentlichte er eine 60-teilige Beitragsserie, die später als Buch erschien und ein internationaler Bestseller wurde. In zahlreichen weiteren Artikeln und Büchern setzte er sich mit den Hintergründen und Folgen von 9/11 auseinander. Sein Sachbuch „Mythos 9/11 – Die Bilanz des Jahrhundertverbrechens – 20 Jahre danach“ erschien am 2. August 2021 im Westend Verlag.

Fotos und Video: Reiner Wein, Idealism Previals und Westend Verlag

Über den Autor

Redaktion

Redaktion von "Reiner Wein", dem politischen Podcast aus Wien.
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